Mit einem motivierten „Plopp“ öffnest du die Weinflasche. Sofort strömen dir raffinierte Aromen in die Nase und du freust dich darüber, dass du dir diesen guten Jahrgang gegönnt hast. Den wichtigsten Grund dafür, dass du diesen edlen Tropfen mit vollem Aroma und bestem Geschmack genießen kannst, hast du dabei vermutlich glatt vergessen: den Korken. Der verschließt die Weinflasche zuverlässig und sorgt so dafür, dass der Inhalt nicht verdirbt. Nachfolgend möchten wir dir deshalb das kleine Wunderwerk Korken etwas näher vorstellen und erklären, wie die Korkenherstellung funktioniert.
Echte Handarbeit – von der Korkernte zur Korkproduktion
Kork als Material wird aus der Rinde der Korkeiche gewonnen. Dafür muss diese jedoch nicht gefällt werden, wie etwa in der Holzgewinnung üblich. Im Gegenteil, die Korkeiche ist der einzige Baum weltweit, dessen Rinde man am lebenden Baum ernten kann – und das regelmäßig. Unser Kork kommt aus Portugal. Hier werden die verschiedenen Arbeitsschritte von der Korkernte und Korkgewinnung bis zur Korkherstellung überwiegend in Handarbeit durchgeführt. So wird die überdurchschnittliche Qualität bei jedem einzelnen Korken sichergestellt.
Schritt 1: Die Korkrinde wird geerntet
Jahrelange Erfahrung ist die wichtigste Voraussetzung für eine erfolgreiche Korkernte. Deshalb arbeiten wir mit vielen traditionsreichen Betrieben in Portugal zusammen, die das Handwerk teilweise bereits seit mehreren Generationen ausüben. Die Korkrinde wird mithilfe einer scharfen Axt geerntet und vom Baumstamm der Korkeiche geschält. Dabei müssen die Arbeiter sehr behutsam vorgehen, denn schließlich soll für die nächste Ernte in 9 Jahren die nächste Korkschicht nachwachsen. Nicht zuletzt deswegen zählt der Job zu den bestbezahlten in der portugiesischen Landwirtschaft.
Schritt 2: Die Korkrinde wird getrocknet
Im nächsten Schritt muss das Korkenmaterial ausgiebig getrocknet werden. Das geschieht oft unter freiem Himmel oder in einer eigens dafür vorgesehenen, gut belüfteten Produktionshalle. Dort wird die Korkrinde bis zu sechs Monaten gelagert. Durch den Kontakt mit der Luft verliert sie zunehmend an Feuchtigkeit, bis sie irgendwann vollständig ausgehärtet ist.
Schritt 3: Der Kork wird gekocht
Sobald der Kork durchgetrocknet ist, muss er gründlich von Bakterien und Fremdstoffen gereinigt werden. Nur so ist es möglich, ihn später zuverlässig für den Verschluss eines hochwertigen Lebensmittels zu verwenden. Der Kork wird für mindestens eine Stunde in klarem Wasser gekocht. Das ergibt eine natürliche Desinfektion, gleichzeitig vergrößern sich die Zellzwischenräume des Materials. Dadurch wird es flexibler und weicher, was für die Korkenherstellung sehr wichtig ist. Anschließend wird der natürliche Rohstoff von Hand sortiert – nur qualitativ hochwertige und dicke Stücke sind für die Korkenherstellung geeignet.
Schritt 4: Der Kork wird noch einmal gekocht
Danach geht es für den Kork zum zweiten Mal in den Kochtopf bzw. in einen überdimensionalen Autoklav, in welchem ein mehrstufiger Prozess der Sterilisation durchgeführt wird. Hierbei wird der Naturstoff mit leicht saurem Wasser für 60 Minuten bei 100°C gekocht und mit heißem Wasserdampf sterilisiert, bevor er für 48 Stunden ruhen darf. Auf diese Weise werden Mikroorganismen, Schimmelsporen und Co. besonders schonend und natürlich, gleichzeitig aber auch absolut zuverlässig entfernt.
Schritt 5: Der Korken wird geschnitten und ausgestanzt
Was nun kommt, ist echte Handarbeit: Für die Korkenherstellung wird die Korkrinde zunächst in Streifen geschnitten. Anschließend werden die einzelnen Korken per Hand herausgestanzt. Die Reste werden selbstverständlich weiterverarbeitet – gleiches gilt für aussortierte Korken, die nicht den hohen Qualitätsanforderungen entsprechen.
Schritt 6: Sterilisation und Eliminierung des „Kork-Geschmacks“
Damit der Naturkorken für Weinflaschen absolut einwandfrei ist, bekommt er eine weitere Spezialbehandlung. Hierbei wird er wieder unter Druck kurz auf bis zu 320°C erhitzt und mit Ozon behandelt. Dadurch wird der Korken nicht nur steril, sondern auch geruchsneutral. Ein Schritt zur Bekämpfung des „Kork-Geschmacks“: Trichloranisol (TCA)
Schritt 7: Der Korken wird geschnitten und poliert
Jetzt sind bei der Korkenherstellung auch mal die Maschinen dran: Zunächst wird der Korken an beiden Enden zurechtgeschnitten und poliert. Danach sortiert eine lasergeführte Maschine die Korken nach ihrer Porenstruktur, also der späteren Qualität: Flower, Extra, Super, 1st, 2nd, 3rd und 4th bis hin zu 5th – diese Abstufung schlägt sich später auch im Preis nieder.
Schritt 8: Der Korken wird gewaschen und verpackt
Nach dem Sortieren wird der Korken noch einmal gewaschen und desinfiziert, bevor er von Hand sortiert wird und je nach Kundenwunsch einen Aufdruck erhält. Gleich darauf folgt eine Beschichtung aus Silikon oder Paraffin, damit er sich leicht in die Flasche stecken und aus dieser auch wieder herausziehen lässt. Unter Schutzatmosphäre (SO2) werden die Korken verpackt und an uns geliefert, wo du sie als sterile Weinkorken bestellen kannst.
Die Alternativen zum Naturkorken
Für die Herstellung der hochwertigen Naturkorken für Weinflaschen, ist nur ein geringer Teil der Korkrinde geeignet. Viel häufiger wirst du auf Flaschen deshalb sogenannte Presskorken oder kolmatierte Korken entdecken. Eine Option für alle, die gern günstige Weinkorken kaufen möchten. Wir erklären dir den Unterschied:
Korkenherstellung aus Presskork
Beim Presskorken fällt auch dem Laien sofort auf: Hier wurde Korkrinde verarbeitet, die für die Produktion von Naturkorken (aus einem Stück) nicht ausreichend war. Die Korkrinde wurde zu Granulat zerkleinert und mit einem Bindemittel und hohem Druck neu in Form gebracht. So entsteht eine günstige Alternative: der Press- oder Verbund-Korkstopfen.
Kolmatierte Weinkorken
Kolmatierte Weinkorken sind nicht ganz so leicht zu erkennen wie die Presskorken, aber sehr häufig im Gebrauch. Für die kolmatierten Weinkorken wird ein aus einem Stück geschnittener Naturkorken, der sich erst nach dem Stanzen als nicht so hochwertig entpuppt, aufgewertet, indem seine Unregelmäßigkeiten (Poren) mit sehr fein gemahlenem Korkgranulat (Korkmehl) und einem Bindemittel aufgefüllt werden. Das Ergebnis ist augenscheinlich ein Naturkorken, bei dem jedoch etwas getrickst wurde. Auch dieser Korken kann als zuverlässiger Verschluss für Weinflaschen und Co. dienen und ist wie der Presskorken günstiger als ein reiner Naturkorken, jedoch nicht so sehr geeignet für die Langzeitlagerung von hochwertigen Weinen.
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